Hochdeutsch: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ - dieser Ausspruch bezieht sich auf eine Eigenschaft von Politikern: heute sag ich so, morgen sag ich so... Er wird dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zugeschrieben. Konrad Adenauer sollte damit "als Realpolitiker, der schnell und flexibel auf veränderte Umstände reagiert" gekennzeichnet werden (Wikipedia). Der Ausspruch kann jedoch nicht belegt werden als Originalspruch Adenauers.
Tatsächlich hat Adenauer gesagt: „Es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden“.
Den anderen Ausspruch kann man laut Dolf Sternberger dem preußischen Kulturpolitiker Friedrich Althoff (1839–1908) zuordnen.
Mit dieser Anekdote läßt sich prima zeigen, wie Desinformation funktioniert... Gerade heute, wo zeitaufwändige Recherche praktisch und schnell durch Künstliche Intelligenz erledigt werden kann, lassen sich "Informationen" mit allem belegen, was das Herz begehrt. Eine italienische Zeitung ließ experimentell gar eine gesamte Ausgabe von KI schreiben (https://www.spiegel.de/ 18.03.2025).
Was sind Potemkinsche Dörfer?
Mit dieser Bezeichnung meint man Vorgetäuschtes oder die Vorspiegelung falscher Tatsachen, Attrappen oder Kulissen. Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin ließ angeblich Kulissen von Dörfern errichten, damit Katharina die Große den Eindruck von Wohlstand in den bereisten Ländereien gewinnen sollte. Ob es funktioniert hat?
Die Methode wurde übrigens in Kriegszeiten tatsächlich eingesetzt, um Rüstungsfabriken oder Kriegsschiffe zu tarnen. Für die Luftaufklärung präsentierte sich ein Wohngebiet mit Straßen, Parks und Spielplätzen, unter der Tarnung wurde eifrig produziert (Boeing Wonderland). In Hamburg errichtete man 1941 zwischen Binnen- und Außenalster eine auffällige "Lockvogel"-Brücke mit Bäumen und Häusern. Die Binnenalster wurde abgedeckt und als Wohngebiet getarnt, eine neue Brücke in der Außenalster errichtet. Das Schlachtschiff Tirpitz tarnte man mit einem Kulissenaufbau mit Hausfassaden.
Heute muten diese Potemkinschen Dörfer skurril an, aber die Medien präsentieren uns auf Schritt und Tritt eben dieselben, ohne daß wir es merken. Der eigene Blick hinter die Kulissen hilft, und sei es auch nur, daß man ständig Meldungen hinterfragt, weiter recherchiert und versucht, den Hintergrund zu erkennen. Das macht viel Arbeit. Es ist schwer zwischen Verschwörungstheorien und tatsächlichen Täuschungsmanövern zu unterscheiden. Eines der wichtigsten Instrumente überhaupt ist die Unabhängigkeit der öffentlich rechtlichen Sender. Nach dem letzten Krieg schufen die Aliierten unabhängige Rundfunksender in ihren Besatzungszonen, aus denen sich 1950 die ARD formierte (https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/75-jahre-fuers-erste-100.html). Man wollte nie wieder flächendeckende Propagandasender aus einer Göbbelsschnauze in Deutschland. Für die ARD - und auch das ZDF - gilt dies noch heute. Doch was ist mit sozialen Medien, die uns mittels Bots glauben machen, daß die Lichtgestalten der Weltpolitik die Wahrheit sprechen - und nichts als die Wahrheit? "In Deutschland werden jede Woche neue Kohlekraftwerke errichtet" - so der neidische Donald Trump. Millionen unbescholtene US-Bürger glauben es ihm und gieren jetzt selbst nach neuen Kohlekraftwerken. Alles wird gut...
Putin (KGB-Karriere!) läßt uns glauben, daß sofort Frieden ist, wenn die Ukraine ihren Angriffskrieg beendet. Alles wird gut...
Und bei uns in Deutschland?
Marieta Hiller