Spielen Sie Schach? Und was soll Schach mit Demokratie zu tun haben? Richtig: die Regeln.
Der aktuelle Umgang mit Demokratie ähnelt sehr dem Schachspiel, die Regeln jedoch können sich stündlich ändern. Desinformation spielt dabei eine große Rolle. Nun würde man den "Schachzug" der Desinformation - also die Fehlinformation - eher dem Pokerspiel zuordnen als dem Schachspiel.
Desinformation paßt zudem besser zu totalitären Regierungsformen als zu Demokratie. Folgende Definition ist recht drastisch: "Desinformation = Krieg mit Worten und Schweigen", Air Force Magazine (Quelle: https://www.bpb.de/). "Die Berührungsscheu der Deutschen mit dieser Thematik [Desinformation] mag mit den Erfahrungen der jüngeren Geschichte zu tun haben. Schließlich wurde in der totalitären Diktatur des Dritten Reichs Desinformation im großen Stil betrieben." (Quelle: https://www.bpb.de/)
Einer der regionalen Vorkämpfer für Demokratie und gegen Absolutismus war Johann-Georg Dieffenbach (1787 -1848), dem die Geschichtswerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim nun in Zwingenberg ein Denkmal errichten möchte. Im Bunten Löwen Zwingenberg, dem Gebäude, in dem Johann-Georg Dieffenbach im Februar und März 1819 zweimal zu sogenannten „Wilden Landtagen“ eingeladen hatte, soll es stehen. Dort wurden wesentliche demokratisierende Forderungen der hessischen Verfassungsbewegung zusammengetragen, welche später Eckpfeiler des Verfassungswerkes darstellten. Über die Hintergründe lesen Sie bitte auf dblt.de "Wer war J. G. Dieffenbach von Frank Maus".
Doch nun zurück zum Schachspiel: absolutistisches Regieren bis in die letzte Konsequenz beschrieb John Brunner 1960 in seinem Science fiction Roman "Die Plätze der Stadt". Im fiktiven "am gründlichsten regierten Land der Welt" herrscht seit 20 Jahren Frieden. Doch er ist teuer erkauft, und es gibt Gegenspieler. Der sozialkritische Roman ist noch heute lesenswert, vieles erscheint brandaktuell! Kleiner Spoiler: die wichtigste Funktion im Roman kommt auf beiden Seiten den Medien zu. Auch interessant: "Wie ich es sehe, verhindert bis jetzt nur die Unmöglichkeit, eine Totalität von Daten über alle beteiligten Individuen zu sammeln, die Entwicklung eines Systems, das alle Handlungen einer Person über ihr gesamtes alltägliches Leben voraussagen und lenken kann." (Zitat aus Brunner, Plätze der Stadt). Das war 1960. Heute haben wir google, social media, Marc Zuckerberg und Elon Musk, die alles dransetzen, demokratische Regulative aus ihren Medien herauszuhalten. Warum nur?
Der gewünschte Abbau an Bürokratie nutzt den üblichen Verdächtigen: Tech-Milliardären auf der einen, Oligarchen auf der anderen Seite. Geschützt werden sie von Parteien, die sich demokratisch vom "Volk" wählen ließen und jetzt "Potemkinsche Dörfer" errichten: die Invasion arbeitsunwilliger krimineller Migranten.
Um den Bürokratie-Abbau zu erreichen, wird weltweit emsig gearbeitet - mit den bewährten Mitteln der Desinformation. Einfache Wahrheiten, wie sie von Rechtspopulisten eingesetzt werden, begeistern all jene, die zum Nachdenken erstmal stehen bleiben müssen. Und getreu dem Adenauer-Motto "...Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" wollen auch bürgerliche Parteien jetzt lieber ans Bürgergeld als an eine Vermögenssteuer...
Vielleicht sollten wir endlich wach werden, aufhören "wir sind das Volk" zu schreien und selbst denken. Spielen Sie Schach - das öffnet den Geist! Auch die Figur Bauer kann spielentscheidend mitwirken!
Erster Schritt: lesen Sie, was Wikipedia über den vermeintlichen Adenauerspruch schreibt.
Mit kniffligen Grüßen - Marieta Hiller