Mouhnad (l) und Fadi (m) stammen aus Syrien und sind von Beruf Drucker. Vor einigen Wochen kamen sie auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland und zogen in die Unterkunft in Lautern.
In der Druckerei: v.l. Zaher, Carmen Bönsel, Mohannad
Damit der Deutschunterricht nicht zu trocken ist, habe ich die beiden und ihren Freund Zaher (r) mit zur Druckerei in Beedenkirchen genommen, wo Carmen Bönsel sie durch die Räumlichkeiten führte. Besonders begeisterten sie sich für die alten „Schätze“, die in der Druckerei stehen: alte Heidelberger Druck-, Stanz-, und Falzmaschinen, die neben den modernen Speedmaster-Anlagen noch immer zuverlässig ihren Dienst tun.
Fadi zeigte uns was in Syrien sein Arbeitsbereich war: er stellte Stanzformen her. Bei Lautertal-Druck werden diese an eine Firma vergeben, die mit Laser arbeitet. Fadi stellte seine Formen von Hand her, in
ganz Syrien gibt es nur fünf Druckereien, die so modern ausgerüstet sind, daß mit Laser gearbeitet wird. Mouhnads Arbeitsgebiet war das Schneiden, Falzen, Heften.
v.l. Mohannad, Fadi und Zaher - sie haben ihren Weg in Deutschland gemacht und alle drei einen guten Arbeitsplatz gefunden, der zu ihren Ausbildungen paßt.
Zaher, der von Beruf Automechaniker ist, sah sich ebenfalls alles genau an. Am liebsten hätten die drei vermutlich gleich mit angepackt.
Angepackt haben viele der jungen Männer aus Lautern auch beim letzten Repair Café in Bensheim (kl. Foto), wo sie mit Schleifklotz, Leim und Schraubzwinge beim Reparieren halfen. Der Besitzer war
hocherfreut, daß er seine Stühle in reparierter Form wieder mit nach Hause nehmen konnte.
April 2016, M. Hiller - ich habe von Dezember 2015 bis in die letzte Zeit (2021) zahlreiche geflüchtete junge Männer aus Syrien - später auch aus dem Irak - begleitet und bin froh, daß die meisten von ihnen sich sehr gut integriert haben.
Der April ist der Monat, in dem in unserem Heft ein Aprilscherz versteckt ist.
Aber dieser hier ist es nicht: »Guten Tag Marieta Hiller, sofern Ihre Heizung mit Gas oder Öl betrieben wird, können Sie diese jetzt durch eine neue Heizung zum Nulltarif ersetzen. Der fachgerechte Einbau ist
ebenfalls kostenlos. Zusätzlich erhalten Sie eine Sofort-Förderung von Staat von 11.250 Euro zur freien Verfügung. Alle Informationen finden Sie hier kostenlos und unverbindlich.
Selbstverständlich auch für Gewerbe-Immobilien und Mehrfamilienhäuser. Mit fachgerechten Grüßen, Bauklempnerei XY.«
Nun will ich ja kein Spaßverderber sein, aber darauf wäre doch wirklich keiner reingefallen, oder? Als Durchblick-Aprilscherz wäre es auch zu simpel. Erhalten habe ich diese Info per Mail mit mehreren aktiven Links zum Anklicken. Die armen Trojaner und sonstigen Viren hatten leider kein Glück... Per Mail kommen Tag für Tag unglaublich viele Angebote, ernstgemeinte und dämliche. Kaum jemand kommuniziert noch persönlich oder auch per Telefon. Die gute - inzwischen schon fast altmodische - E-Mail sowie SMS und sozialen Medien sind allgegenwärtig, so daß vor einigen Jahren schon die Telefonzellen abgeschafft wurden.
Ab 1.4.2017 sollen auch die Telefonbücher entfallen. Aus Datenschutzgründen dürfen diese dann nur noch mit geschwärzten Namen ausgelegt werden. Dagobert Schmitthuber, Datenschutzbeauftragter beim Deutschen Innenministerium teilt mit, daß es für Privathaushalte noch ein Jahr Karenzzeit gibt, um die Namen zu schwärzen bzw. neue Telefonbücher auszulegen.
Damit sind dem Schwarzmarkt mit Nummern und passenden Namen Tür und Tor geöffnet. Fand man früher sogar Ort, Straße und Hausnummer zum Namen, muß nun beim „Fräulein vom Amt“ mittels persönlichem Code die richtige Kombination von Namen und Nummer erfragt werden. Das hat den Zusatznutzen, daß Geheimdienste wesentlich leichter Kontaktprofile erstellen können.
Ich hätte hier noch ein paar Jahrgänge Örtliche, wenig gebraucht, gegen Höchstgebot... - Anfragen an die Redaktion!
April 2016, M. Hiller
Nov. 2018: 50 Jahre Lautertaldruck in Beedenkirchen: Gott grüß die Kunst!
Die erste Druckmaschine einer neuen Generation Deutschlands stand in Beedenkirchen: 1998 kaufte Franz Bönsel die Heidelberg-Speedmaster 74 mit acht Farben. Der Firma Heidelberger Druckmaschinen AG in Wiesloch ist die Bönselsche Druckerei treu geblieben bis heute. Der Durchblick wird auf einer Heidelberger Druckmaschine gedruckt, aber in den Räumlichkeiten findet man auch „Museumsstücke“ von Heidelberger wie die alte Allround-Tiegeldruckmaschine.
40 Jahre Druckerei Bönsel gab es im August zu feiern. Bei einem großen Fest gab es nicht nur “Mussig Worschd Weck un Woi”, sondern auch viele interessante Informationen zur Druckerkunst, zur Druckerei Bönsel und allen ihren Spezialitäten. Denn die Beedenkirchener Druckerei ist nicht nur mit der hochmodernen Heidelberger Druckmaschine Speedmaster 8-Farben ausgerüstet, sie verfügt auch über Spezialmaschinen zum Nuten, Falzen, Nummerieren, Prägen. Zudem wird viel Buchbinderkunst in Handarbeit angeboten. So wie die Druckerkunst durch die fortschreitende Computertechnik immer mehr verdrängt wird, desto wichtiger wird es, eine Druckerei zu haben die all das noch anbietet. Alle Infos hierzu: www.lautertal-druck.de. Die Schwarze Kunst, erfunden von Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, führte im 15. Jahrhundert durch die Verwendung von beweglichen Lettern zu einer Revolution auf dem “Informationsmarkt”. War zuvor das geschriebene Wort meist dem Klerus vorbehalten, da nur die Mönche den Aufwand des Schreibens pflegen konnten, wurde jetzt Massenproduktion und basisdemokratische Verbreitung des gedruckten Wortes möglich. Zwar dauerte es bis zum heutigen Flugblatt noch eine ganze Weile, aber die Schreiberzunft war nicht mehr exklusiv.